Initiativen von Willy Groß

Vorsitzender Willy Groß bei einem Ausflug mit Kamera um den HalsAls weiteres Zeichen musikalischer Aufbauarbeit beantragte der Musikverein Kröv gemeinsam mit drei anderen Musikvereinen die Gründung eines Kreismusikverbandes Wittlich, die dann im Januar 1958 auch vollzogen wurde. Willy Groß, der zuvor zum Vorsitzenden des Kröver Musikvereins gewählt wurde, nahm im neuen Kreismusikverband das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden an. 1959 übernahm er den Kreisvorsitz und wurde 1975 zum Ehrenvorsitzenden des Kreismusikverbandes Bernkastel-Wittlich ernannt. Wegen seiner Verdienste, auch als stellvertretender Landesvorsitzender und Landesjugendleiter, wurden ihm zahlreiche Ehrungen zuteil. Auf seine Intiative geht auch der vorweihnachtliche Senioren-Nachmittag für die älteren Dorfbewohner zurück, den der Musikverein bis 2013 fast 50 Jahre ausrichtete.

Mandolinenorchester (in Uniform, aber ohne Instrumente) bei einem FestzugUnter musikalischer Leitung von Frau Gertrud Weißberg (später Rautenberg) - sie wurde 1964 von Peter Fröhlich abgelöst - erweckte der Musikverein 1958 das Mandolinenorchester zu neuem Leben. Das Orchester musizierte mit einer Stärke von anfangs 45 Personen, darunter auch die ersten weiblichen Aktiven der Vereinsgeschichte. Bald bereicherte es mit der Jugendkapelle die Konzerte des Erwachsenen-Blasorchesters, das fortan als Winzerkapelle auftrat.

Insgesamt 72 Musiker präsentierten den Konzertbesuchern den zu dieser Zeit an aktiven Mitgliedern stärksten Verein des Kreisverbandes. Mit dieser Entwicklung durchbrach man allerdings einen Beschluß aus dem Jahre 1927, "nicht über 12 Mann als aktiv in die Kapelle aufzunehmen." Doch damit nicht genug, im Januar 1960 wurde die Idee eines Mädchen-Fanfarenzuges mit dessen Gründung vollendet. Das Ehrenmitglied Ernst Schneiders übernahm die Ausbildung, im April begann Peter Fröhlich die Probenarbeit. Da es damals für Mädchen nicht üblich war, in einer Blaskapelle mitzuspielen, hatten sie nun neben dem Mandolinenspiel neue Möglichkeiten, im Musikverein ein Instrument zu erlernen. Ein Jahr davor bestritt die Jugendkapelle bei der Eröffnung des Verkehrsgartens in Wittlich ihre erste SWF-Aufzeichnung. Die Winzerkapelle nahm beim Kreismusikfest in Wittlich-Wengerohr am Wertungsspielen teil. Auch instrumental konnte der Musikverein erweitert werden: 1960 wurden das erste Saxophon und eine Lyra gestiftet.

Mit der Ernennung zur "Landes-Schülerlotsen-Kapelle Rheinland-Pfalz" im Mai 1960 bekam die Jugendkapelle mit dem Mädchen-Fanfarenzug neue und repräsentative Aufgaben. So häuften sich im Folgenden nicht nur Ständchen bei Automobil-Club-Treffen, Sternfahrten und Verkehrsgarten-Einweihungen, sondern man unternahm auch Reisen durch Deutschland und ins benachbarte Ausland. Höhepunkte dabei waren sicherlich die Berlin-Fahrten unmittelbar nach dem Mauerbau und die Teilnahme als auserwählter Vertreter der Bundesrepublik Deutschland bei der Europäischen Jugend-Musikwoche in Luxemburg. Mit der Mitwirkung an Fernsehaufnahmen, unter anderen zu der Sendung "Helfer im Straßenverkehr" (1962), unterstrichen die Schülerlotsen ihre besondere Aufgabe. Unterstützung erhielt die Landes-Schülerlotsen-Kapelle nicht nur vom Land und dem jeweiligen Schirmherrn (meist ein Landespolitiker), sondern zum Beispiel auch von einem westfälischen Gastwirt, der wegen Trunkenheit am Steuer vom Amtsgericht Cochem zu einer Geldbuße in Höhe von 300 DM verurteilt wurde, "zu zahlen an die Landes-Schülerlotsen-Kapelle Rheinland-Pfalz".

Mädchen-Fanfarenzug bei einem Festzug unter Leitung von Peter Fröhlich (vorne mit Fanfare)Mädchen-Fanfarenzug
mit Peter Fröhlich

Jugendkapelle in Uniform mit kurzen Hosen und weißer Mütze bei einem Festzug unter Leitung von Anton HartmannJugendkapelle
mit Anton Hartmann

Schon in den 50er Jahren war der damalige Posaunist des Freiburger Stadttheaters Erich Fröhlich des Öfteren als Gastdirigent und Solist in der Winzerkapelle tätig. Für die Schülerlotsen-Kapelle komponierte er nun auch zahlreiche Fanfaren-Märsche, die deren Repertoire ergänzten. Besondere Erinnerungen an die Berlin-Reisen weckt jedoch der "Kröver Taktmarsch", den das spätere Ehrenmitglied Erich Fröhlich dem Geschäftsführer der Berliner Verkehrswacht widmete, der so den Namen der bekanntesten Kröver Weinlage "musikalisch" umschrieben hatte. - Als spätes Tauschmittel fungierte der Kröver Nacktarsch selbst: 1958 beglich der Musikverein eine Verlagsrechnung für Noten mit 40 Flaschen Kröver Wein.

Nachdem 1959 ein "Moselländisches Musikfest", das erste des Musikvereins Kröv nach dem Zweiten Weltkrieg, erfolgreich verlief, übernahm man 1962 erstmals die Ausrichtung der "Kröver Kirmes", das bis heute jährlich am ersten Oktoberwochenende stattfindende Weinfest. 1973 war der Musikverein Kröv auch Ausrichter des 12. Jugendmusiktages des Kreisverbandes, an dem 33 Vereine teilnahmen. Die gelungene Durchführung ist vor allem dem damaligen Vereins- und Kreisverbands-Vorsitzenden Willy Groß zu verdanken, der trotz eines kurzfristig verordneten autofreien Sonntags mit seinem Organisationstalent den Bustransfer der verschiedenen Jugendgruppen nach Kröv durchsetzte.